ThINKA bei der LIGA-Tagung: Vom Konzept zur Umsetzung – Sozialraumorientierung in der sozialen Arbeit in Thüringen

Jena/Sondershausen. Am Donnerstag, den 14. Januar 2015 fand in Erfurt eine von der LIGA der freien Wohlfahrtspflege in Thüringen e.V. veranstaltete Tagung statt, an der sowohl die ThINKA Koordination als auch einige Projekte teilnahmen. Thematischer Schwerpunkt war die Sozialraumorientierung als ein handlungsleitendes Arbeitsprinzip. Nachdem der Vorsitzende der LIGA Thüringen, Herr Reinhard Müller, die zahlreichen Gäste begrüßte und thematisch in den Tag einführte, referierte Frau Dr. Maria Lüttringhaus vom Institut für Sozialraumorientierung Essen.
Sie stellte sowohl theoretisch und praktisch vor, dass es zwischen Integration und Inklusion weitreichende Unterschiede gibt und sozialräumliche Arbeit und Gemeinwesenarbeit eher versuchen müssen Inklusion als Integration zu erreichen, da Inklusion meine „wir als Gesellschaft ändern uns alle“ und Integration dagegen lediglich betone, dass „wir als Gesellschaft bleiben wie wir sind und ihr dazukommt“. Dies ist ein sehr interessanter Aspekt den Frau Lüttringhaus mit weiteren Punkten anreicherte: Beispielsweise führte sie aus, dass es in der sozialen Arbeit ein Belohnungs- und ein Finanzierungsproblem gibt und man oft zu weit am Willen der Klienten vorbei seine Arbeit verrichtet. Ferner erfuhr das Plenum, dass Sozialraumarbeit mehr Projekte initiieren soll, als selbst mit den meist knappen Ressourcen eben diese auszurichten im Stande ist – in diesem Zusammenhang sprach Lüttringhaus vom „Fitmachen der Kooperationspartner für Projekte“.
Im Anschluss an den Vortrag begann eine Podiumsdiskussion mit unter anderen Herrn Christian Möller von der Stabsstelle für strategische Sozialplanung und Herrn Thomas Kranke vom ThINKA-Projekt in Meiningen. Das Podium beriet ebenfalls über die Perspektiven der Gemeinwesenarbeit mit Sozialraumorientierung. Zudem wurden problematische als auch erfolgreiche Aspekte der alltäglichen Arbeit aufgegriffen und diskutiert.
Am Nachmittag luden drei Foren ein an Praxisbeispielen gute sozialräumliche Arbeit kennenzulernen. Neben Kirsten Bielefeld, die Sozialraumorientierung in der Behindertenhilfe Berlins vorstellte, gab Christoph Gehrmann Einblicke in die Ökumenische Anlaufstelle für Zuwanderer in Dortmund. Herr Ulrich Bergmann stellte zehn Jahre Sozialraumorientierung in Köln vor. Er begann seinen Input mit Ausführungen, dass die größten Kosten ein nicht integrierter Mensch verursache und führte weiter aus, dass die „Desintegrationskosten“ mit dem Alter der Menschen steigen würden. Dies nahm man in Köln zum Anlass die Stadtverwaltung zu überzeigen zahlreiche Stadtteilkoordinatoren einzustellen, die die „Veedel“ (Viertel) betreuen sollen (http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/soziales/lebenswerte-veedel# ). Ähnlich der ThINKA-Vorhaben in Thüringen agieren diese Sozialraumkoordinatoren auf den Ebenen der Einzelfall-, Sozialraum- und Netzwerkebene. Es war erfrischend zu sehen, dass auch an anderen Standorten außerhalb Thüringens wesensverwandte Konzepte zur Anwendung kommen, diese mit ähnlichen Schwierigkeiten umzugehen haben aber auch analoge Erfolge wie die ThINKA-Vorhaben aufweisen.
Diese Erkenntnis macht viel Mut, dass mit den ThINKA-Projekten in Thüringen der richtige Weg bestritten wird.
Zusammenfassend kann die Tagung der LIGA Thüringen als ein sehr guter Aufschlag gewertet werden, den Sozialraum wieder mehr in den Arbeitsfokus zu nehmen. Flankiert mit den anregenden und auch teilweise visionären Gedanken von Dr. Maria Lüttringhaus nahm die ThINKA-Koordination zahlreiche neue Ideen und Anregungen mit, die den Projekten in Zukunft sicher zu Gute kommen werden. Und auch die vertretenen ThINKA-Vorhaben aus beispielsweise Gera, Sonneberg, Erfurt oder Schmalkalden und Meiningen haben sich sehr gut präsentiert und konnten sicherlich wichtige Impulse aus der Tagung mit „ihre Sozialräume“ und Stadtteile tragen.