Frauenpower in Gera und das seit Jahrhunderten
Gera. Am 4. März 2019 gab es im Rahmen des Cafés der Begegnung eine interessante und sehr gut besuchte Veranstaltung unter dem Motto „Frauenpower in Gera und das seit Jahrhunderten“. Anlässlich des bevorstehenden Internationalen Frauentags am 8. März betrachtete Frau Eva-Maria Strauss-Eberhard, erfahrene Gästeführerin in Gera, das Leben und Wirken einiger bedeutender Frauen aus Gera von der Fürstin Reuß bis zur OB Dr. Viola Hahn, nachdem sie zuvor einige Aspekte zum historischen Werdegang des Internationalen Frauentages beleuchtet hatte. Der Internationale Frauentag wird weltweit von Frauenorganisationen jährlich am 8. März begangen.
Er wird auch Weltfrauentag oder Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau genannt. Der 8. März ist auch keine „Erfindung“ ehemals sozialistischer Länder. Er entstand bereits in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen und kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Die deutsche Sozialistin Clara Zetkin schlug auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz am 27. August 1910 in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages vor, ohne zunächst ein Datum zu favorisieren. Die Idee kam aus den USA. Frauen der dortigen Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) hatten bereits 1908 ein Nationales Frauenkomitee gegründet, um einen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht ins Leben zu rufen.
Der erste Frauentag wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert. Seit 1921 fand der Internationale Frauentag am 8. März statt. Während der NS-Herrschaft von 1933 -1945 wurde der Tag als sozialistischer Feiertag verboten. Stattdessen propagierten die Nationalsozialisten den Muttertag und eine sogenannte “biologische Verpflichtung” der Frau. In der Sowjetischen Besatzungszone wurde der 8. März zwei Jahre nach Kriegsende wieder begangen und in der DDR jährlich gefeiert. Im Westen Deutschlands wurde erst mit dem Entstehen der neuen Frauenbewegung gegen Ende der 1960er Jahre der 8. März wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Seit den 1980er Jahren hat er in ganz Westeuropa wieder an Bedeutung gewonnen. Heute ist der 8. März in vielen Ländern sogar ein gesetzlicher Feiertag. In Berlin ist der Internationale Frauentag seit diesem Jahr auch ein gesetzlicher Feiertag. Frau Strauß-Eberhard informierte über drei bekannte Sozialistinnen und Frauenrechtlerinnen, die sich besonders um das Frauenwahlrecht in Deutschland verdient gemacht haben: Marie Juchacz als Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt.
Clara Zetkin war Abgeordnete im Reichstag und 1932 auch Alterspräsidentin sowie Rosa Luxemburg eine einflussreiche Vertreterin der deutschen Arbeiterbewegung, die 1919 in Berlin ermordet wurde. Eine interessante Überleitung auf Gera erfolgte mit der Tatsache, dass von den rund 700 Straßennamen nur ganze 12 die Namen von Frauen tragen. Einige von ihnen stellte Frau Strauß-Eberhard ausführlich in Wort und Bild vor, gab einen Überblick über ihr Leben und Wirken in der Stadt Gera und informierte die Besucher nicht zuletzt darüber, wie die Arbeit dieser Frauen zum Teil bis heute nachwirkt oder sich im Stadtbild zu erkennen gibt. Ganz gleich ob Fürstin Reuß, Fabrikantengattin oder Sozialistin, ob Sportlerin, Künstlerin oder Oberbürgermeisterin – das Leben und Wirken vieler engagierter und mutiger Frauen ist eng mit unsrer Stadtgeschichte verbunden. Es ist spannend, diese Geschichte mit und durch ThINKA Gera wieder neu zu entdecken.